Nachdem Ulyssis Sohn...

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Sånger af en svensk fånge i Simbirsk utgivna av Martin Weibull 1868

Trolig författare: löjtnant Georg Henrik von Borneman.

21) Nachdem Ulyssis Sohn...

Nachdem Ulyssis Sohn viel ungemach gelitten,
Nachdem Er wieder gluck und ungluck lang gestritten,
So kommt Er in das sehr gewunschte Vatterlandt,
Da er dann stille ruh und susse freude fandt.
Da legte sich das meer, die weisse wellen thurmten
Nicht mehr so hoch sich auf; die rauhen winde sturmten
Nicht mehr, denn nun das schiff im stillen hafen war,
Der nebel war nun weg, die luft war heil und klar.

Wohl dir, O Telemac! Man muss dich glucklich preisen,
Du findest was du suchst; nach vielen langen reisen
So findest du dein Land, und siehest wie sich schon
Dein weiser Vatter setzt mit ruhm auf seinem Thron.
Du darfst nicht mehr von möh und vieler arbéit sagen;
Dich kan nich Metophis mehr mit gefängniss plagen;
Neptun und Venus zorn dich nun nicht mehr anficht;
Und kein Acestes mehr dein todesurtheil spricht.

Wer nach viel muh und streit darff Siegespalmen hoffen,
Wer in den hafen ein ist nach viel sturm geloffen,
Dem ist die muhe siiss, die arbeit ist Ihm lieb,
Dem schadt der sturm nicht, weil Er Din im hafen trieb.
Wer aber immer mass des himmels krachen hören,
Wem donnerschläge stats die siisse ruh verstören,
Wer von nichts änders weiss als jammer, ungluck, noth,
Dem wirdt das leben Tang, zu spät kommt Ihm der todh.

Wir sind, Mein Bruder, die von nichts als ungliick wissen,
Wir Coloqwinthensaft mit wermuth trincken mussen,
Vor uns der himmel nur mit blitz und donner kracht,
Und uns erschricket stäts Egyptens finstre nacht.

Die Sonne läst sich nicht in klaren wolcken sehen,
Kein kuhler West will uns in unsre segel wehen,
Ein rauher Norden hält uns von dem hafen ab,
Und drohet uns durch sturm im meer ein nasses grab.
Wir sind zu nichts als nur zu ach und Creutz gebohren,

Die hoffhung scheinet selbst vor uns zu seyn verlohren,
Die hoffnung, so da sonst im ungluck trösten pflegt,
Mit freude sich nicht mehr in unsren hertzen regt.
0 all zu hartes gluck! O all zu schwere ketten!

Ist keine gnade mehr? Kein tröst? Und kein er retten?
Soli unsre jugend denn weg im gefangniss gehn,
Und keine ändrung, wir auf unsre elend sehn?
0 dass der wer zu erst hat kriege angefangen,
Und der im lorbeer und triumph gedacht zu prängen,
Mag nimmer ohne krieg und ohne plagen seyn,
Und dass Ihm Stisiphon geb die verdiente pein.

Ihr schwache Menschen, was helfft euch wohl euer streiten!
Der ruhm, die Ehre, die Ihr denkt Euch zubereiten?
Die Ehre ist nur falsch, der ruhm nur eitel ist,
Und Euren lohn die höll der Richter nicht vergisst.
Den rechten ruhm wird Euch der weise Mentor lehren,
So nicht besteht im krieg, im rauben und verheeren;
Wer mit gerechtigkeit im fried und ruh regiert,
Wer wie ein hirt die heerd in guter weide fuhrt,
Die Unterthanen wie die eigne kinder liebet,
Und gegen jeder man was recht und billig, ubet,
Erlangt den rechten ruhm, die Ehre ist sein lohn,
Im himmel bleibet Ihm der wahre Ehrenthron.

Wir aber, so da hier itz in gefangniss sitzen,
Und in des gluckes Cur mit heissen thränen schwitzen,
Wir mussen mit geduld uns schicken in die zeit,
Vielleicht, ob es gleich sturmt, der hafen ist nicht weit.

Das gebe Gott, dass wir aus die so schwere banden,
In die wir so Viel muh und trubsal ausgestanden,
Bald möchten wieder frey mit hertzens freude gehn,
Und unser Vatterland mit frohen augen sehn!
Indess ich Telemac, dir liebster Bruder, sende,
Ich weiss dass Er bey dir geräth in gute hende,
Ich wunsche dir bey Ihm ein gutes zeitvertreib,
Und sey Versichert dass ich stats deine diener bleib.

p. p.